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Stille ist nicht immer leise

Was der eine als wohltuende Ruhe empfindet, ist dem anderen bereits Krach – so ist das mit der Stille. Und manchmal ist sie so leise, dass wir ihr am liebsten davonschleichen würden.

Stille, soweit sind wir uns wohl einig, ist das Gegenteil von Lärm. Wie diese Gegensätze beschaffen sind, da gehen die Meinungen aber auseinander, so weit auseinander sogar, dass, was der eine noch der Stille zurechnet, dem anderen bereits unerträglich ist. Kinder, die herumtoben, etwa. Hier lebt es, denkt sich mancher und liest weiter ruhig in seinem Buch, ein anderer knallt wutentbrannt das Fenster zu, damit das Spielplatzgeschehen nicht weiter in seine Stube dringt.

Wie viel Stille ertragen wir?

An Lärm kann sich der Mensch nicht gewöhnen. Wer ihm über lange Zeit immer und immer wieder ausgesetzt ist, der muss mit höherem Blutdruck rechnen und mit grösserem Herzinfarktrisiko. Wir brauchen also Ruhe, ja, aber wieviel ertragen wir eigentlich davon, ohne dass sie uns irgendwann ebenfalls unangenehm wird? Im Studio der Orfield Laboratories in Minneapolis etwa ist es so ruhig, dass irgendwann das Gerumpel und Gerausche der eigenen Organe zur Geräuschkulisse wird; länger als eine Dreiviertelstunde soll es in der schalltoten Kammer noch keiner ausgehalten haben. Die amerikanische Firma stellt einen solchen Aufenthaltsrekord zwar in Abrede - der Spitzenplatz des stillsten Orts auf Erden stand ihr aber bereits zweimal zu.

Auch das Büro kann still sein

Nicht ein Raum, der alle Töne schluckt, lässt uns also Ruhe im Alltag finden. Sondern ein Balkon, der nicht an eine vielbefahrene Strasse hinausgeht, ein Büro mit einer Tür, die wir hinter uns schliessen können, ein Innenhof, ein Waldrand. «Stille wird nicht unbedingt dort empfunden, wo es am leisesten ist», sagt Kurt Eggenschwiler, Leiter der Abteilung Akustik/Lärmminderung der Empa in Dübendorf. Der Gebirgsbach rauscht mit mehr Dezibel durch die Landschaft als der Kühlschrank bei uns zu Hause surrt, trotzdem finden wir ersteres meist entspannender. Überhaupt nehmen wir technische Geräusche öfter als Lärm wahr, während Vogelgezwitscher oder das Flattern von Blättern im Wind eher mit Stille verbunden wird.

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Ruhepausen planen

«Entscheidend ist aber vor allem, dass unsere Ruhezeiten beziehungsweise Lärmpausen voraussehbar und geplant sind», betont Eggenschwiler. Es bringt uns wenig, wenn an einem Fest auf einmal der Ton ausfällt und es mucksmäuschenstill wird auf der Tanzfläche. Und es ärgert uns furchtbar, wenn wir uns den ganzen Tag darauf gefreut haben, auf dem Heimweg noch eine halbe Stunde in unserem Lieblingspärklein zu sitzen und nun eine Handvoll Jugendlicher dort lautstark das Wochenende einläutet.

So unterschiedlich wir Stille definieren - wer konzentriert arbeiten möchte, braucht dazu Ruhe, daran gibt es nichts zu rütteln. Wird um einen herum geredet und sei es in einer Sprache, die man gar nicht versteht, nimmt die Fehleranfälligkeit zu, wie Eggenschwiler sagt. «In Grossraumbüros wird deshalb im Mittel die Leistung sinken.» Es sei falsch zu glauben, dass der Mensch sich irgendwann einfach an diesen Geräuschpegel gewöhne. Umso wichtiger sind deshalb Räume, in die man sich zeitweilig zurückziehen und ungestört einer Tätigkeit nachgehen kann.

von Ümit Yoker,

veröffentlicht am 25.04.2017, angepasst am 26.02.2024


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