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Gesünder leben?

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Wie Melatonin unseren Schlaf beeinflusst

Mehr als die Hälfte der Menschen, die an Schlaflosigkeit leiden, haben ein Melatonin-Defizit, sagt der Mediziner und Chronobiologe Dr. Jan-Dirk Fauteck im Interview.

Mediziner und Chronobiologe Dr. Jan-Dirk Fauteck

Dr. Jan-Dirk Fauteck ist Mediziner und Chronobiologe sowie Leiter der Europäischen Akademie für Präventions- und Anti-Aging-Medizin. Er ist Autor des Buches «Melatonin – Das Geheimnis eines wunderbaren Hormons».

Warum ist ausreichend Schlaf so wichtig?

Schlaf ist eine Phase, in der unser Körper regeneriert. Gleichzeitig werden Informationen im Langzeitgedächtnis gespeichert. Schlafen Sie schlecht, werden diese Prozesse gestört. Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Gedächtnisverlust, Alzheimer, Demenz, Parkinson oder Depressionen bis hin zu Tumorerkrankungen steigt. Kurz gesagt: Wer nicht ausreichend schläft, wird dumm, dick und krank. Erwachsene benötigen in aller Regel sechs bis sieben Stunden Schlaf, Kleinkinder eher zehn, Jugendliche acht bis neun Stunden.

Wie wirkt sich zu wenig Schlaf aus?

Schlechter oder zu wenig Schlaf behindert unter anderem unsere innere Uhr. Diese regelt wiederum die sogenannten Organuhren. Sie sorgen dafür, dass alle physiologischen Prozesse harmonisch aufeinander abgestimmt ablaufen. Ist dieses Zusammenspiel gestört, kommt es zu Veränderungen in der Freisetzung von verschiedenen Hormonen. Der Stoffwechsel wird negativ beeinflusst, wichtige Reparaturmechanismen funktionieren nicht mehr. Wir werden anfälliger für eine Vielzahl von Krankheiten.

Welche Rolle spielt hier das Hormon Melatonin?

Verkürzt gesagt: Das «Hormon der Dunkelheit» stellt die innere Zentraluhr auf Nachtbetrieb ein. Auch wenn Melatonin kein «Schlafmittel» im eigentlichen Sinne ist, so fördert es doch das Ein- bzw. Durchschlafen: Während der Dämmerung steigen die Melatonin-Werte rasch an. Und zwar auf das Zehnfache der Tageswerte. Diese hohen Werte bleiben die Nacht über konstant, bis sie zum Morgen hin schnell abfallen. Dieser Rhythmus ist von immenser Bedeutung für die Schlafqualität. Ist das «Melatonin-Signal» zu kurz, setzt es zu spät ein und/oder ist es zu gering, kommt es zu einem gestörten Schlaf.

Warum klagen oft ältere Menschen über Schlafprobleme?

Etwa ein Drittel der gesamten Bevölkerung leidet an Schlafstörungen, bei älteren Menschen sind es sogar bis zu 80 Prozent. Untersuchungen haben ergeben: Mehr als die Hälfte dieser Patienten weist ein gravierendes Melatonin-Defizit auf!

Das heisst: Das Alter spielt eine Rolle?

Das Alter spielt eine sehr wichtige Rolle bei der Melatonin-Produktion in der Zirbeldrüse: Während Kinder und Jugendliche sehr hohe Melatonin-Spiegel aufweisen, sinkt dieser nach der Pubertät bei jungen Erwachsenen auf ein Achtel bis Zehntel des Wertes ab. Im Laufe des Lebens nimmt die Melatonin-Produktion dann stetig weiter ab, sodass im höheren Alter meist kaum noch Melatonin produziert wird. Die Folge sind Schlafstörungen und ein erhöhtes Risiko für bestimmte Erkrankungen. (Lesen Sie unten weiter …)

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Welche Aufgaben hat Melatonin sonst noch?

Neben seiner schlafregulierenden Wirkung wirkt Melatonin auch antiepileptisch und gedächtnisfördernd. Ausserdem reguliert es die Ausschüttung verschiedener anderer Hormone, sodass sich positive Effekte bei Diabetes und der Fortpflanzung sowohl der Frau als auch des Mannes erklären lassen. Als Radikalenfänger hilft Melatonin unter anderem bei Demenz, Alzheimer, Parkinson sowie bei Schlaganfall und Herzinfarkt. Positive Effekte konnten auch bei Krebs festgestellt werden, sei es nun als Prävention oder als zusätzliche Option von Therapien, die durch Melatonin in ihrer Wirkung gesteigert werden können.

Was hemmt die Produktion von Melatonin?

Da Melatonin überwiegend nachts in der Zirbeldrüse produziert wird, ist Licht – und hier vor allem der blaue Anteil (Handy, Laptop, Fernseher, Strassenbeleuchtung) – während der Nacht der grösste Feind der Melatonin-Synthese. Aber auch bestimmte Medikamente wie Betablocker, bestimmte Schlafmittel oder Stress in Allgemeinen hemmen die nächtliche Produktion – ebenso schweres Essen am Abend. Auch Schichtarbeit, Jetlag oder Depressionen, Übergewicht und Mangelernährung können zu einem Melatonin-Defizit führen.

Kann man die körpereigene Produktion von Melatonin unterstützen?

Ja! Sorgen Sie dafür, dass Ihr Schlafzimmer dunkel, möglichst kühl und gut gelüftet ist. Auch leichte, nicht zu späte Kost am Abend sowie Entspannungsübungen haben sich bewährt, um die Melatonin-Produktion positiv zu beeinflussen. Neuere Studien konnten zeigen, dass starkes Licht am Tage ebenfalls die Melatonin-Produktion in der Nacht ankurbeln kann. Speziell das regelmässige, auf drei Mahlzeiten beschränkte Essen wirkt ebenfalls unterstützend, da es den Rhythmus unserer inneren Uhren positiv beeinflusst.

Sollte man Melatonin zusätzlich einnehmen?

Melatonin sollte immer dann eingesetzt werden, wenn ein Mangel oder erhöhter Bedarf besteht. Hierzu gibt es unterschiedliche Darreichungsformen, die Melatonin entweder schnell oder langsam in Schüben freisetzen – je nachdem, ob man unter Ein- oder Durchschlafproblemen leidet.

Gibt es Nebenwirkungen?

Melatonin hat sich bis heute als eine sehr sichere, gut verträgliche und nicht toxische Substanz erwiesen. Die Erkenntnisse aus den grössten klinischen Studien belegen klar: Melatonin ruft nicht mehr Nebenwirkungen hervor als ein unwirksames Placebo.

von Brigitte Jurczyk,

veröffentlicht am 14.02.2018, angepasst am 22.07.2021

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