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Gesünder leben?

Gesünder leben?

Besser regenerieren dank Dehnübungen?

Dehnen an der Ampel, dehnen auf der Bank – dehnen, wo immer und wann immer es geht. Hilft Stretching besser zu regenerieren? Sportmediziner Jürgen Freiwald hat eine überraschende Antwort darauf.

Jürgen Freiwald*, legen Dehnübungen die Grundlage für eine bessere, raschere Regeneration?

Nein. Dehnen fördert in erster Linie die Beweglichkeit. Mit Regeneration hat das zunächst nichts zu tun. Ganz im Gegenteil: Gehen Sie nach einem intensiven Training direkt über zum Dehnen, weil Sie den Muskelkater fürchten, können Sie diesen sogar noch verstärken.

Weshalb?

Ihre Muskeln sind nach dem Training verletzt, die Muskelfasern weisen kleinste Risse auf. Durch das Dehnen setzen Sie Ihre Muskeln einer zusätzlichen Zugbelastung aus. Wie förderlich das der Regeneration und der Vermeidung von Muskelkater ist, können Sie sich vorstellen.

Sie raten also vom Dehnen ab?

So will ich das nicht gesagt haben. Es gibt Sportarten, bei denen Dehnübungen einfach dazugehören, weil sie die Beweglichkeit fördern. Turnen zum Beispiel, Rhythmische Sportgymnastik oder Hürdenlauf. Der Grossteil der Breitensportler aber tut sich mit Stretching weder etwas Gutes, noch richtet er Schaden an.

Für Beweglichkeit Top, für Regeneration Flop

Dehnen, ein Mythos?

Ein Mythos, der sich schon sehr lange hält! Am Schluss muss jeder selber wissen, ob es ihm etwas bringt. Meist ist dies im mentalen Bereich durchaus der Fall. Dehnübungen können nach intensivem Training zur mentalen Entspannung beitragen. Daher sind sie auch meist integraler Bestandteil von entspannenden Techniken wie zum Beispiel Yoga. Die Dehnübungen nach einer intensiven Trainingseinheit dienen dazu, angemessen runterzukommen. (Fortsetzung weiter unten...)

Das solltest du vor dem Training wissen

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Der Interviewpartner*

Prof. Dr. Jürgen Freiwald ist Leiter des Forschungsinstitutes für Bewegungs- und Trainingswissenschaften am Institut für Sportwissenschaft der Bergischen Universität Wuppertal Deutschland. Er betreute verschiedene Erstligavereine aus der Deutschen Bundesliga (u.a. Hannover 96; FC Schalke 04) sowie Erstligisten aus anderen Sportarten (Handball). Er hat zahlreiche Bücher und wissenschaftliche Beiträge in internationalen Journals verfasst, u.a. zu den Themen Regeneration und Stretching.

Verlorene Liebesmüh' also?

Ich vergleiche Dehnen vor und nach dem Training gerne mit einem Medikament, das Sie am Morgen gegen Kopfschmerzen einnehmen und am Abend gegen Durchfall. Sie wenden für zwei komplett unterschiedliche Bedürfnisse ein und dasselbe Mittel an. Dessen sollte man sich bewusst werden.

Wo machen Dehnungsübungen denn überhaupt Sinn?

Wie eingangs erwähnt gibt es durchaus Sportarten, bei denen es erforderlich ist, Muskeln und das Bindegewebe auf hohe Belastungen vorzubereiten. Wenn es darum geht, die Beweglichkeit zu fördern, ist Dehnen sicher ein probates Mittel. Ich denke da an ältere Menschen. Oder auch Sportler, die sich nach einer Verletzung in der Rehabilitationsphase befinden und ihre ursprüngliche Beweglichkeit wiedererlangen wollen.

Dehnen als Prophylaxe?

Prophylaxe und Dehnen – das passt. Der Mensch besitzt über 400 Muskeln. Einige davon fristen ein kümmerliches Dasein, sie werden kaum oder selten über ihre gesamte Bewegungsreichweitegefordert. Da macht es also durchaus Sinn, diese so oft wie möglich für ein paar Sekunden zu dehnen. Aber wie gesagt: Die Leistungsfähigkeit oder die Regeneration lässt sich dadurch nicht verbessern oder beschleunigen.

Welche Regenerationsmassnahmen erachten Sie als Sportwissenschaftler denn als weit effizienter?

Gesunder Schlaf und ausgewogene Ernährung sind das A und O, um rasch wieder seine Leistungsfähigkeit zu erlangen. Gerade junge Sportler neigen jedoch dazu, die Nachtruhe zu vernachlässigen und sich falsch zu ernähren. Zu viele Protein-Shakes beispielsweise können zu Nierensteinen führen, die beliebten Energy-Drinks erhöhen längerfristig das Risiko von psychischen und neurologischen Erkrankungen. Zuviel oder falsches Dehnen hingegen nützt ganz einfach nichts, schadet in der Regel aber auch nicht gross. 

von Flavian Cajacob,

veröffentlicht am 29.11.2016, angepasst am 08.02.2024


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